Dokumentation „UNSER LAND – Mit Füßen getreten“ im HR-Fernsehen

von | Jan 21, 2023 | Aktuelles | 0 Kommentare

Heute möchten wir auf einen Beitrag des Hessischen Rundfunks aufmerksam machen, der am 19. Januar 2023 im HR-Fernsehen zu sehen war. Er ist noch bis zum 19. Januar 2025 in der Mediathek abrufbar:

https://www.ardmediathek.de/video/dokus-und-reportagen/unser-land-mit-fuessen-getreten-oder-doku/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xNjM3OTQ

Diese Dokumentation anzusehen, sind gut investierte 45 Minuten. Sie wurde 2021 produziert und ist somit sehr aktuell. Wir möchten dem Inhalt hier nicht vorgreifen - jeder sehe sich selbst an, wie in Hessen täglich (!) 3 Hektar Land unter Beton und Asphalt verschwinden, wie sich als Beispiel die bebaute Fläche der Stadt Bad Hersfeld seit den 1950er Jahren - wesentlich bedingt durch Autobahnen, Großlogistiker und Just-In-Time-Produzenten - glatt verdoppelt hat, wie sich Frankfurt ins Umland frisst und Wohngebiete nach außen drängt, während im Stadtzentrum Luxuswohnungen für Begüterte oder schlicht planmäßig leerstehende Spekulationsobjekte entstehen. Man sehe sich einen Professor der Universität Gießen an, der das schlichte und titelgebende Fazit zieht, unser Land werde mit Füßen getreten. Man betrachte die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn man verwüstete Flächen wieder in einen naturähnlichen Zustand zurück überführen will.

Zwei Dinge möchten wir trotzdem besonders herausgreifen:

  • Für die ausufernden Bauprojekte werden sogenannte "Ausgleichsflächen" bereitgestellt (am Beispiel des Flughafens Kassel-Calden). Da Flächen bekanntlich nicht hergestellt werden können, bedeutet das ganz einfach eine Verdrängung der bisherigen Nutzer. Und man ahnt es: am unteren Ende der Verteilordnung stehen Landwirte, die jederzeit zurückzutreten haben, wenn ihr Land für höhere Zwecke gebraucht wird.
  • Fassungslosigkeit macht sich bei den Einlassungen eines Vertreters der "Hessischen Landgesellschaft m. b. H." breit, ein als gemeinnützig anerkanntes "Siedlungsunternehmen des Landes Hessen im Sinne des Reichssiedlungsgesetzes". Die Frage, wie man weiteren Flächenverbrauch begrenzen könne, vermochte er nicht zu beantworten; er erklärte dies schließlich für unmöglich. Es ist dieses Unternehmen, das 230 hessische Kommunen als "Flächenmanager" berät. Die Alternativlosigkeit des Flächenverbrauchs wurde von den so beratenen Bürgermeistern und Entscheidungsträgern offenbar derart vollständig verinnerlicht, daß eine Beschränkung nicht einmal mehr auch nur im Bereich des Denkbaren liegt.

Führt man sich all dies vor Augen, so wird offenbar, warum die Frage nach den Grenzen dieses Wachstums überhaupt nicht verstanden wird. Der Vision des "Generierens von Geldmitteln" werden reflexartig und geradezu zwanghaft immer weitere Flächen geopfert: ein zur Routine erstarrter, periodischer Ablauf, der sich mit der Unausweichlichkeit eines Naturgesetzes vollzieht und an dem jeder Zweifel sich verbietet. Der Vergleich zu einem religiösen Dogma drängt sich förmlich auf. Und so können wir sicher sein, dass wir in zehn Jahren bei der Aufstellung des nächsten Regionalplanes wieder exakt die gleiche Diskussion führen werden wie heute. Es gibt per Definition kein Ende.

Aber: in Neu-Eichenberg im Werra-Meißner-Kreis schob die Bevölkerung dem Bürgermeister einen Riegel vor. Ein neu gegründetes Wählerbündnis gewann bei der Kommunalwahl aus dem Stand 36% der Stimmen, der neue Gemeindevorstand stoppte die Planung eines 80-Hektar-Logistikzentrums. Nun bemüht sich die Initiative "Land schafft Zukunft", auf den jetzt wieder der Landwirtschaft gewidmeten Flächen eine nachhaltige Bewirtschaftung mit gemischten Boden- und Baumkulturen und eigener Saatgutproduktion zu etablieren. Die Website der Initiative findet sich hier:

https://www.landschafftzukunft.org/

In Bad Hersfeld hingegen war es die Topografie des Landes, die dem Bürgermeister schändlich in den Rücken fiel: dem weiteren Wachstum stehen schlicht die Berge im Weg. Da hilft vermutlich nur noch Sprengen, damit die Investorenkarawane nicht weiterzieht.