Regional-Grüne zum Industriegebiet Hohnes: „Irrsinnsplanung“

von | Nov 15, 2022 | Aktuelles | 0 Kommentare

Am 11. November 2022 besuchte eine Abordnung der Partei Bündnis 90 / Die Grünen aus der Regionalversammlung unter der Führung von Frau Dr. Christiane Schmahl, Vorsitzende der Grünen-Fraktion in der Regionalversammlung und Mitglied des Haupt- und Planungsausschusses, den Hohnes. Sie folgte damit einer Einladung der Bürgerinitiative "Rettet den Hohnes" zu einer Ortsbesichtigung und einem Meinungs- und Informationsaustausch zum geplanten Industrie- und Gewerbegebiet G322.

Es waren gut 25 Bürger erschienen, darunter mehrere Landwirte aus den umliegenden Gemeinden, um die Gelegenheit eines direkten Gesprächs mit den Regionalparlamentariern zu nutzen.

Der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Matthias Koch-Schirrmeister, begrüsste die Gäste vor dem Bürgerhaus in Moischt mit einer kurzen Präsentation, in der er die planerische Unsinnigkeit des Vorhabens zusammenfasste. Danach erinnerte er an die Verantwortung aller Parlamentarier für die Kernaufgabe der politischen Körperschaften: die langfristige Daseinsvorsorge für die Menschen. Fast alle Probleme, die sich vor der Zivilisation auftürmten, seien von Menschen gemacht und müssten von Menschen behoben werden. Entscheidungsträger seien sich darüber längst im Klaren und hätten jederzeit die Möglichkeit, sich für das Richtige zu entscheiden.

Der Moischter Ortslandwirt Rainer Henz wies auf die Notwendigkeit robuster landwirtschaftlicher Strukturen für eine langfristig sichere und nachhaltige Lebensmittelversorgung hin. Allerdings seien die letzten landwirtschaftlichen Familienbetriebe im Verschwinden begriffen, da sie ihren Nachfolgern kaum mehr eine Perspektive bieten könnten. Der Vorgang werde beschleunigt durch die fortschreitende Vernichtung von Ackerflächen, durch die Familienbetriebe endgültig unrentabel würden. Von einer Vernichtung des Hohnes als Ackerland seien fünf Vollerwerbslandwirte aus der Region durch Verlust ihrer Existenzgrundlage betroffen. Es drohe die vollständige Übernahme der Landwirtschaft durch betriebswirtschaftlich orientierte Unternehmen, die nicht der Nachhaltigkeit, sondern ausschließlich der Gewinnerzielung verpflichtet seien. Seit dem Februar 2022 sei von einer "Zeitenwende" die Rede, ohne daß diese den Raubbau an den natürlichen Ressourcen beeinflusse. Wie man in der für alle offensichtlichen Situation einfach weiter so tun könne, als sei nichts gewesen, sei keinem Menschen mehr verständlich zu machen.

Frau Dr. Schmahl antwortete, gute Böden zu schützen, müsse eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Nichts sei so wichtig wie eine gesicherte Lebensmittelversorgung. Es liege an den Bürgern, auf die Kommunen einzuwirken und "die Irrsinnsplanung zu verhindern." Ziel ihrer Partei seien "Null Hektar Neuversiegelung". Sie ermutigte die Bürgerinitiative, weiterhin sichtbar zu bleiben.

Dem schloss sich Uwe Volz an, Stadtverordneter in Marburg, Mitglied des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt und Energie und Vertreter der Grünen in der Regionalversammlung. Er lobte die Akribie und den ausgezeichneten Bezug zu den Zielen der Regionalplanung, die die im März eingereichte Stellungnahme der Bürgerinitiative aufweise. Es tobe ein extrem starker Konkurrenzkampf um die knappe Ressource Boden.

Bei der Begehung des Hohnes, der Biotope am südlichen Ende des Planungsgebietes, und einer anschließenden Gesprächsrunde im Bürgerhaus Moischt gab es Gelegenheit zu einem umfassenden Meinungs- und Informationsaustausch. So herrschte Einigkeit darüber, daß sogenannte Ausgleichsflächen ein Irrweg seien, der über die Tatsache hinwegtäusche, daß Boden versiegelt und auf lange Zeit für jede andere Nutzung unbrauchbar gemacht werde. Biolandwirt Peter Arndt wies auf den Umstand hin, daß die obersten 20 Zentimeter Boden die Ernährungsgrundlage des gesamten Planeten seien und daß die Annahme, man könne diese durch "Entsiegelung" einfach wieder herstellen, ein völliger Irrglaube sei. Ein Mitglied der Abordnung bestätigte den Eindruck der Bürgerinitiative, daß es für das geplante Industrie- und Gewerbegebiet keinen nachvollziehbaren Bedarf gebe. Es gehe bei der Planung für G322 wohl nur darum, einen Fuß in die Tür zu bekommen und sich möglichst breit zu machen.

Es wurde ein weiterer enger Informationsaustausch vereinbart.