Zum OP-Artikel vom 02. März 2023

von | Mrz 5, 2023 | Aktuelles | 0 Kommentare

Ein Artikel in der Oberhessischen Presse vom 2. März 2023 hat zu Verunsicherung und Rückfragen geführt. In dem Artikel mit dem irreführenden Titel Wann geht’s „Ab in den Süden?“ stand zu lesen:

"Stadtrat Kopatz sprach sich im OP-Interview für dieses Industriegebiet [Anm.: den Hohnes] aus."

Rücksprache mit dem zuständigen Redakteur bei der OP ergab, dass diese Aussage sich ausschließlich auf das schon bekannte Interview mit Herrn Kopatz stützt, das am 8. Februar in der OP erschien. Zu diesem hatten wir uns als BI bereits geäußert, die OP hat unseren Kommentar am 18. Februar abgedruckt.

Es hat sich somit seit dem 8. Februar keine neue Situation ergeben.

Gleichwohl zeigt der am 2. März erschienene Artikel einige für uns bedeutsame Punkte auf:

  • Die Beplanung des Hohnes als Industriestandort ist - trotz der durchschaubaren Beschwichtigungsversuche in sozialen und Printmedien - eine Realität. Ebenso durchschaubar war die vorgeschobene Behauptung, man müsse "Flächen bevorraten", um "Start-Ups" oder obskure "Laserfirmen" [sic!] in Marburg zu halten. Angesichts eines erheblichen Leerstands von Gewerbeflächen im Stadtgebiet seit 2017 ist klar: für derartige Gewerbeflächen besteht in Marburg kein Bedarf. Eine Fläche von 33 Hektar konnte nur für ein Großprojekt in industriellem Maßstab gedacht sein. Ebenso fadenscheinig war die Behauptung, man habe die Fläche in den Regionalplanentwurf einbringen müssen, um den RP zufriedenzustellen, und in Wahrheit sei eine Inanspruchnahme nicht beabsichtigt.All diese Geschichten waren von Anfang an unglaubwürdig - das dürfte jedem klar gewesen sein. Nun wurde es eben ausgesprochen.
  • Sollte es sich bei dem Investor um ein Pharmaunternehmen wie eine der Behring-Nachfolgefirmen oder Biontec handeln, wird noch abzuwarten sein, wer "Bedingungen stellen" wird („Marburg kann es sich leisten, Bedingungen zu stellen.“ - Kopatz in einem Interview, veröffentlicht am 23. Februar 2023).
  • Die Bebauung entlang der L3125 in der Ortslage Marburg (Beltershäuser Straße) soll bis an die Straße verdichtet werden. Dies läuft auf eine Umlenkung des Industrieverkehrs in Richtung L3048 hinaus, die als einzige Anbindung verbleibt. Das sollte die Bewohner der südlich gelegenen Ortschaften im Ebsdorfergrund interessieren. Marburg hingegen glänzt mit einem neuen „klimaneutralen Stadtgebiet mit besonderer Lebensqualität“, das gegen den Industrieverkehr abgeschirmt wird.
  • Für grössere Wohnungsbauprojekte geeignete Flächen befinden sich bereits im Besitz eines Investors, der neben Wohnungen auch ein "Businesscenter" bauen will. Diese werden realistischerweise für die Gewinnerwartungen des Investors optimiert sein, aber eher nicht den Zielen entsprechen, die die Stadt Marburg verfolgen will (bezahlbarer Wohnraum für die legendäre "junge Familie"). Die Stadt Marburg verzichtet darauf, selbst Wohnungen im Stadtgebiet zu bauen und damit dem angegebenen Wohnraummangel abzuhelfen. Sie favorisiert die Neuversiegelung von Flächen in den östlichen Marburger Stadtteilen, aber auch auf dem Hasenkopf. Im Stadtgebiet selbst tätig zu werden, scheint keine Option zu sein. Wir erinnern uns daran, dass im Jahr 2019 der Verkauf des Gaswerkgeländes an einen anderen Großinvestor knapp abgewendet wurde. Auf diese Weise kommt es zu exorbitanten Neuversiegelungen im Marburger Umland.

Man sieht daraus, dass die praktizierte Politik zu Ergebnissen führt, die weder mit den Klimaschutzzielen noch mit dem sozialen Anspruch Marburgs vereinbar sind und die die Lebensqualität im Umland verschlechtern. Auch bekommt man eine Vorstellung davon, wie öffentliche und private Interessen miteinander verflochten sind.